„Klopf, Klopf“ Es ist noch leise und weit entfernt. Ich könnte versuchen, es zu ignorieren. Mich einfach nochmal umdrehen, bloß nicht die Augen öffnen. „Klopf, Klopf“ Schon wieder. Es ist vermutlich hartnäckig und lässt sich nicht so leicht abweisen. Aber ich will noch nicht aufstehen! Es wird zwar auf die Dauer bestimmt langweilig werden, aber der Sommer ist so schön und meine Glieder so schwer. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wann ich das letzte mal diese wohlige Wärme verlassen habe. Alles scheint schon Jahre her zu sein. Dabei sind es erst Wochen.
Ich weiß, dass dieses Klopfen nicht aufhören wird, also gebe ich nach. Mein Wecker freut sich, seinen Status der Arbeitslosigkeit ablegen zu können. Mich freut das weniger. Ich steige wieder in die Bahn, die auch während meiner Abwesenheit fleißig ihre Runden gedreht hat. Alles fühlt sich an wie immer und doch ist die Erinnerung noch blass. Der Weckruf hat sich schnell verbreitet und trotz mancher Startschwierigkeiten strömen sie alle herbei. Wie ein Vogelschwarm dem Ruf des Südens folgt.
Wie jedes Jahr sind wieder die Küken dabei, die sich zunächst noch im Windschatten der Großen auf ihre erste Reise begeben. Das Letzte mal war ich auch noch eines von ihnen, aber mein Flaum ist mit der Erfahrung gewichen. Der Sommer war lang, doch die ersten Bäume verlieren bereits ihr Blätterkleid. Ein Zeichen dafür, dass die Zeit gekommen ist.
Es grenzt fast an ein Wunder, wie alle es dann doch wieder pünktlich schaffen, in die Lüfte zu kommen. Der Flug wird nicht leicht, die Vorlesungen wieder schwer und der Kaffee stark.
Es gleicht jedesmal aufs Neue einem Kaltstart. Ein viel zu schneller Aufbruch nach viel zu langer Pause. Von 0 auf 9000. Student sein bedeutet, sich irgendwann an die Tatsache zu gewöhnen, dass man keinen Biorhythmus mehr hat. Vielleicht erklärt das die innige Beziehung zwischen Hand und Kaffeebecher. Ich bin kein „Ersti“ mehr. Der Windschatten ist futsch und mit ihm die Entschuldigung dafür, warum man wieder einmal planlos in die falsche Richtung fliegt. Ich habe dieses Mal selber Küken hinter mir und das erste, was ich ihnen erzählen werde ist, dass der Sommer nie mehr länger wird.
Vielen Dank an Moritz für das schöne Shooting!
FP says on 9. November 2015
Manchmal habe ich auch keinen Biorhythmus mehr . . . . . . .
. . . . . . . aber selbst DAS fühlt sich manchmal ganz gut an !