Seitdem ich vor drei Jahren von zu Hause ausgezogen bin, führe ich ein Nomadenleben. Familie da, Liebster dort und Freunde überall verstreut.
Ich befinde mich auf der Durchreise. Und das ist nicht gerade die beste Voraussetzung für weitreichende soziale Beziehungen. Vor allem an einer Universität, die mehr als 50.000 junge Menschen zählt, sind enge Freundschaften eine Seltenheit. Jedes Semester habe ich andere Kurse mit immer anderen Leuten. Und jeder von ihnen ist auf der Durchreise wie ich. Ähnlich wie in einem Ferienlager lernen wir uns kennen, haben uns gern und nach ein paar Wochen wieder vergessen. Nur mit dem Unterschied, dass es kein Nachtreffen gibt. Mir sind diese kurzweiligen Gemeinschaften nie leicht gefallen. Freundschaften auf Zeit sind nicht mein Ding. Was immer fehlte, war das Ankommen und zu Hause sein – Eine Auszeit vom Reisen.
Doch mittlerweile muss ich feststellen, dass die Pausen länger werden und die Menschen vertrauter. Allen voran die mit den blauen T-Shirts. Die Fachschaft WiSo gibt es nicht nur ein Semester, sie ist von Dauer. Die ausgesessen Sofas erzählen Geschichten, die bereits vor Jahren geschehen sind und Koffer sieht man nur, wenn wieder ein Ausflug ansteht. Da sein, statt durchlaufen –
Zu Hause sein im größten Wohnzimmer von Köln.
Mit einigen seiner Bewohner durfte ich das letzte Wochenende in der Eifel verbringen. Ich war Mentor auf der legendären E-Fahrt der WiSo-Fakultät. Zweieinhalb Tage voller Spaß, Spiele und Schnaps liegen hinter mir. Der Schlafentzug wird ausnahmsweise mal dankend in Kauf genommen. In diesen Tagen und Nächten habt ihr mir wieder aufs Neue gezeigt, was Heimat bedeuten kann. Auch wenn meine Flunkyball-Leistungen mehr als verbesserungswürdig sind, konnte uns nichts vom Waldralley-Sieg abhalten. Das Team der Spinnen meisterte jede Hürde und jedes Bier und noch niemals zuvor haben mir fünfstündige Wanderungen auch nur ansatzweise soviel Spaß gemacht, wie mit euch. Aber es sind zudem so viele weitere Zaubermomente, die langfristig im Gedächtnis bleiben werden.
Die Lagerfeuer-Nächte, die PUR-Hymne, die neuseeländischen Survival-Skills, der Tanz der Vampire oder das Holzi-Holzi-Holz.
Am liebsten denke ich jedoch an jenen magischen Samstag-Nacht-Augenblick zurück. Arm in Arm standen wir im Kreis, Fachschaftler und Erstsemester bunt gemischt. Trotz einigen Bierchen schunkelten wir mal mehr, mal weniger koordiniert zu kölschen Liedern. Und bei dieser einen Songzeile kannte plötzlich jeder den Text: „Et jitt kei Wood, dat sage künnt, wat ich föhl, wenn ich an Kölle denk. Wenn ich an ming Heimat denk!“ Wir sangen lauthals mit und jeder wusste, dass diese Worte von Herzen kamen. Weil wir alle irgendwie auf der Durchreise sind, aber dennoch unsere Heimat gefunden haben – In der Fachschaft, in uns und in diesem Moment. Und es wird niemals ein Wort geben, dass sagen könnte, was ich fühl, wenn ich daran zurück denke.
#fühldichfachschaft