Kapitel 10: Der Berg der Berge

Kennt ihr eigentlich schon die Geschichte von Christopher McCandless? Im wahren Leben, wie auch in dem mitreißenden Film „Into the wild“ zog der junge Mann aus, um in der tiefsten Wildnis von Alaska sich selbst oder vielleicht auch etwas ganz anderes zu finden. Worauf er dabei jedoch tatsächlich stieß war der sogenannte „Magic Bus“, ein Linienbus der Nummer 142 aus Fairbanks, welcher auf geheimnisvolle Weise an diesen doch so einsamen Ort gelangt war. In diesem Bus lebte Christopher einige Monate, bevor Hunger und Kälte schließlich seine menschlichen Kräfte besiegten. Die ganze Geschichte ist irgendwie schön und traurig zugleich und für mich war es ein sehr bewegendes Gefühl, den Magic Bus zu betreten. Auch wenn dieser Bus hier „nur“ ein detailgetreuer Nachbau des nicht weit entfernten Originals war…

Von dem Magic Bus in Healy führte unser Weg uns weiter in Richtung Denali National Park. Bereits zu Beginn der langen Alaska-Planungen stand der Besuch dieses berühmten Parks mit seinem wohl noch bekannteren Berg ganz oben auf meiner Wunschliste. Ich muss allerdings zugeben: Die Hoffnung war nicht sehr groß. In jedem Reiseführer, den ich in Deutschland gelesen habe, fiel im Zusammenhang mit dem Mount Denali immer auch der Satz „Nur wenn Sie klare Sicht haben sollten…“. Die Sache mit dem größten Berg Alaskas ist nämlich die, dass er sich gerne in Wolken hüllt. Aber dennoch wollte ich es versuchen. Wir hatten nur einen Vormittag Zeit, um in unserem straffen Fahrplan zu bleiben und genau an diesem Tag passte einfach alles. Der Regen der Nacht hatte sich verzogen, die Sonne ließ den Frost des kalten Morgens glitzern und als wir um die Kurve der Park Road bogen, strahlte er uns förmlich an. Ich konnte unser Glück kaum fassen: Der Berg der Berge erhob sich tatsächlich und majestätisch direkt vor unseren Augen. Ein Anblick, den ich vermutlich nicht mehr vergessen werde! 

Immer noch völlig ergriffen von der weißen Schönheit des Denali ging es anschließend weiter über den historischen Denali Highway (Wieder nur eine holprige Schotter-Piste!) in Richtung Osten. Die Natur am Straßenrand war erneut atemberaubend und weil dieser Tag wohl einfach unser persönlicher Glückstag sein sollte, stolperten wir plötzlich über einen herzlichen Buschpiloten, der gerade dabei war, sein Wasserflugzeug startklar zu machen. Weder mein Vater, noch ich selbst hatten schonmal ein solches Luftgefährt aus nächster Nähe gesehen und so war die Begeisterung groß, als wir dessen Start fotografisch und filmisch festhalten durften. 

Eine weitere herzliche Begegnung hätte ich jetzt vor lauter Bergen und Flugzeugen beinahe vergessen! Als wir vor einigen Tagen zu unserem geparkten und vom Dalton-Highway immer noch sehr schmutzigen Auto zurückkehrten, fand sich auf der Heckklappe eine Botschaft im Schlamm: „Cooles Auto, Grüße aus der CH :)“. Noch viel cooler war es dann jedoch, die Schweizer Autoren dieser Kurznachricht aus purem Zufall im Denali Park persönlich zu treffen! 

Was mich zurzeit allerdings nicht ganz so begeistert, sind die immer kälter werdenden Nächte. Obwohl wir stets weiter in Richtung Süden fahren, werden die Blätter an den Bäumen immer bunter und die Temperaturen sinken nicht allzu selten unter den Gefrierpunkt. Ich gebe also zu: Die Frostbeule in mir beginnt die ganze Zelt-Sache so langsam zu verfluchen. Und wenn ihr nun die Eiskristalle auf den Zeltwänden und an unseren Handschuhen seht, könnt ihr vielleicht auch verstehen, warum ich mich hin und wieder mal für eine Nacht ins Hotel flüchten muss. Denn in so einem sitze ich gerade und schreibe diese Zeilen. Und nebenbei freue ich mich ausnahmsweise mal über warme Füße…

Bis zum nächsten Mal!

1 Kommentar

  1. Eckhard Braun sagt:

    Ganz toll Eure Erlebnisse! Ich bin mit Tochter Marina, Dominik und Susi bei Zadar in Kroatien. Wir haben ein altes Haus überm Meer gemietet, total romantisch. Waren an den Plitvitzer Wasserfällen Weltkulturerbe. Sehr beeindruckend.

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