Der Atem der Welt

Die nächste Bergetappe unserer Reise führte uns tief in eine gänzlich unwirkliche Landschaft hinein.

Wir folgten einer holprigen Schotterpiste, während sich links und rechts von uns schroffe Berghänge in den Himmel erhoben. Der karge Fels war von einer vertrockneten Schicht aus wildem Gras überzogen, was durch die hoch stehende Sonne in allen Farbtönen zwischen Gelb und Grün leuchtete.

Am Ende der zahlreichen Serpentinen erwartete unseren Konvoi ein nahezu majestätischer Anblick. Wir befanden uns auf einem hohen Aussichtspunkt mitten im Herzen der Alpen; bis zum Horizont gab es nichts zu sehen außer massive Berghänge. In der Ferne glitzerte sogar vereinzelter Schnee auf den Gipfeln.

Ich stieg aus dem Auto aus und atmete tief ein. Alles um mich herum wirkte wahnsinnig karg, aber gleichzeitig so voller Leben. Ich sah die Farben, das Licht und den Schatten, hörte die Stille, spürte den leichten Wind und fühlte mich ganz nah bei mir selbst. So als wäre alles im Einklang und die Welt atmete in einem einzigen gemeinsamen Rhythmus. Ein und aus.

Nach diesem eindrucksvollen Zwischenstopp setzte der Tross sich langsam wieder in Bewegung.

An die besonderen Verhältnisse der hiesigen „Straßen“ hatten wir uns zwar mittlerweile schon fast gewöhnt, aber der tiefe Abgrund neben der Beifahrerseite ließ meine Knie immer noch weich werden.

Unser nächstes Etappenziel sollte der Tunnel du Parpaillon sein, ein insgesamt 520 Meter langer Tunnel, der sich in einer Höhe von 2.637 Metern über dem Meeresspiegel durch das französische Bergmassiv schraubt.

Der schlammige Fahrbahnuntergrund in dieser dunklen und langen Röhre, gepaart mit der Hoffnung, jetzt bloß keinen Gegenverkehr zu bekommen, machte die Durchfahrt zu einer ganz besonderen Erfahrung.

Auf der anderen Seite des Tunnels erwartete uns wieder ein traumhaftes Bergpanorama – Grund genug mit Drone, Kamera und Fernauslöser endlich mal ein richtiges Gruppenfoto zu schießen.

Als der Tag sich dem Ende zuneigte, machten wir uns auf den Weg zu unserem Schlafplatz für die Nacht.

Vorbei an Kühen und wilden Murmeltieren, ging es zu einer einsam gelegenen Bergwiese, von wo aus wir das berühmte Alpenglühen in all seiner Pracht bewundern durften.

Und bevor sich schließlich alle in ihre Schlafsäcke verkrochen, spielten wir im hellen Schein des Vollmondes noch ein bisschen mit den Lichtern der Drone und der Langzeitbelichtung meiner Kamera herum.

Gute Nacht.

2 Kommentare

  1. Krumm, Thomas sagt:

    Hallo , hab ja schon lange nix mehr kommentiert aber deine Reportagen und die Bilder sind wie immer … topp !! Freut mich auch zu sehen und zu lesen das ihr gesund seid , denn zur Zeit ist das ja in Europa , ja eigentlich weltweit nicht so selbstverständlich , wünsche Dir und deinem Papa , und den anderen Teilnehmern, weiterhin alles Gute und viel Spaß und Glück und sehenswertes auf euren Expeditionen , tschaui Thomas aus Wolfsburg

    1. Danke dir! Ich wünsche dir und deinen Lieben auch viel Gesundheit und alles Gute. Ich freue mich immer über deine lieben Kommentare! 🙂

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