Das erste Licht des Tages

Es regnete die ganze Nacht.

Gegen 4 Uhr morgens konnte ich das Prasseln über mir schließlich nicht mehr ignorieren – zumal wir unser Lager direkt neben einem See aufgeschlagen hatten und ich mich in Gedanken schon mit nassen Füßen das Zelt einpacken sah. Nun, da ich also schonmal wach war, betrachtete ich die nasse Welt aus dem Zeltfenster heraus und wagte einen Blick auf meine Wetter-App… Und tatsächlich: Es bestand eine geringe Chance auf einen trockenen Sonnenaufgang am Klippenrand.

Die Idee nahm mich plötzlich so gefangen, dass an Schlaf gar nicht mehr zu denken war! Während der Himmel zwischen den schweren Regenwolken so langsam heller wurde, schlüpfte ich aus meinem Schlafsack und packte Kameraausrüstung, Müsliriegel und eine Flasche Wasser als Frühstücksersatz in meinen Rucksack.

Nach ein bisschen Überzeugungsarbeit war auch mein Vater startklar und so stapften wir mit dem ersten Licht des Tages durch aufgeweichte Wiesen und Wege in Richtung der Klippen. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, doch um diese frühe Stunde wagte sich noch kein anderer Zeltplatzbewohner hinaus in die Welt.

Nach einem 20 minütigen Spaziergang lichteten sich die tropfenden Bäume und gaben den Blick frei auf eine Bucht, in der lediglich ein einsames Segelboot vor Anker lag.

Die Stille um uns herum war allgegenwärtig und wunderschön.

Fast so, als wären wir die einzigen Menschen auf Erden, gestrandet an einem Ort aus purer Magie.

Im diffusen Licht des Morgens verschwamm die Grenze zwischen Himmel und Meer, doch als wir den Strand erreichten, brach die Sonne durch die Wolken und ließ die mächtigen Klippen golden leuchten. Es war ein traumhafter Anblick und was immer mich um diese Uhrzeit hierher getrieben hatte, ich war ihm zutiefst dankbar dafür.

Nach einem ordentlichen Frühstück machten wir uns später am Vormittag nochmal auf in Richtung der Klippen. Diesmal ging es über hölzerne Pfade durch den Wald, die nur hier und da mal einen Blick auf die mächtigen Felsen gewährten.

Der Strand hatte sich mittlerweile mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern gefüllt, sodass wir Møns Klint bald wieder hinter uns ließen.

Nach einem kurzen Kaffee-Zwischenstopp in Kopenhagen ging es dann bei strahlendem Sonnenschein über die Öresundbrücke nach Schweden – Was ein Tag!

Die Nacht verbrachten wir auf einer Dorfwiese mitten im Nirgendwo und der nächste Morgen begrüßte uns mit unfassbar leckeren Sandwiches in Ystad.

Das Wetter meinte es immer noch gut mit uns, als wir für die nächste Nacht einen Campingplatz am See ansteuerten, sodass ich auch mal meine Füße ins kalte schwedische Nass strecken konnte.

Noch einmal sog ich all die Natur um mich herum auf, all die Farben und die Weite, denn unser Weg die Küste hinauf sollte uns nun in eine Stadt führen. Eine Stadt, die ich noch im Herzen trage, seit ich sie vor einigen Jahren das erste Mal besuchen dufte – Stockholm.

Doch dazu nächstes Mal mehr …

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